Schlusspunkt mit Substanz: Das finale Projekttreffen von Swiss PV Circle
Nach eineinhalb Jahren intensiver Projektarbeit fand das dritte und letzte Treffen des Projekts Swiss PV Circle bei SENS eRecycling statt. Das Projektteam präsentierte bedeutende Ergebnisse zur Wiederverwendung und zum Lebenszyklus von Photovoltaikmodulen in der Schweiz.
Zu Beginn stellte Ässia Boukhatmi von der Berner Fachhochschule (BFH) das finale Datenbankmodell vor. Sie demonstrierte live den Prototypen einer Plattform, über die künftig Secondhand-Module gehandelt werden könnten. Zudem präsentierte sie ein neues Modell zur Prognose von PV-End-of-Life-Mengen, das – im Gegensatz zu bisherigen Berechnungen anderer Forschenden – auf der Analyse tatsächlich zurückgebauter Anlagen basiert. Bis 2050 rechnet Swiss PV Circle mit einem Rücklauf von 23’000 bis 90’000 Tonnen PV-Modulen.
Leitfaden für die Praxis
Einen praxisnahen «Leitfaden Wiederverwendung» für Installationsbetriebe stellte Roger Nyffenegger von der BFH vor. Der Leitfaden ist chronologisch aufgebaut und beschreibt in vier Teilen das Vorgehen bei der Wiederverwendung von PV-Modulen. Zuerst erfolgt eine wirtschaftliche Einschätzung zur Beurteilung der Rentabilität, gefolgt von einer technischen Einschätzung zur Bestimmung des Testaufwands, Tests und Demontage vor Ort und zuletzt – falls notwendig – weiterführende Prüfungen zur systematischen Beurteilung von Sicherheit, Lebensdauer und Leistung der Module.
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Michael Gasser von Volutio präsentierte im Namen von SENS eRecycling die ökonomischen und ökologischen Potenziale der Wiederverwendung. Obwohl grundsätzlich wirtschaftliches Potenzial besteht – immerhin entfallen 17–37% der Kosten einer PV-Neuanlage auf die Module – ist die Wiederverwendung derzeit nur in Nischenmärkten realistisch. Grund dafür sind die tiefen Preise für Neumodule: Die Testkosten von 11–40 Rappen pro Wattpeak (je nach Menge und Art) bei einer Wiederverwendung stehen aktuellen Modulpreisen von 13–28 Rappen pro Wattpeak gegenüber. Aus ökologischer Sicht hingegen ist die Wiederverwendung meist sinnvoll – hier gilt es jedoch, den Einzelfall zu betrachten.
Zaghafter Markt für gebrauchte PV-Module
Ergänzend dazu beleuchtete eine Marktanalyse das aktuelle Interesse an Secondhand-Modulen. Wie Roger Nyffenegger erläuterte, kommen derzeit gebrauchte Module vor allem für kleinere Anwendungen zum Einsatz, etwa in Balkonkraftwerken oder Schrebergärten. Ganze gebrauchte Anlagen werden meist nur bei nachhaltig orientierten Unternehmen oder der öffentlichen Hand (z. B. Solarpflicht) installiert. Eine nicht repräsentative Umfrage unter Kund:innen von Helion zeigt: Geprüfte Qualität, attraktive Preise und eine hohe Restleistung sind zentrale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wiederverwendung.
Politische Empfehlungen
Abschliessend stellte Fabio Giddey von Swissolar politische Handlungsempfehlungen vor. Neben einem vorgezogenen Reuse-Beitrag – ähnlich dem bestehenden Recyclingbeitrag – wird ein Reuse-Bonus als Ergänzung zur heutigen Energieförderverordnung vorgeschlagen. Weitere Empfehlungen betreffen die Zertifizierung, Datenflüsse, abfallrechtliche Regelungen auf kantonaler Ebene sowie die systematische Erfassung von Exporten.
Swiss PV Circle wird die ausführlichen Ergebnisse in Kürze auf seiner Website veröffentlichen.